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Drei Fragen an Prof. Uwe Wilkesmann zur BVB-Fanstudie

Portrait Uwe Wilkesmann © privat
Prof. Uwe Wilkesmann, Di­rek­tor des Zentrums für Hoch­schul­Bil­dung der TU Dort­mund, hat zu­sam­men mit Borussia Dort­mund eine Be­fra­gung unter den Fans des Fußballvereins durch­ge­führt. Ziel war es, herauszufinden, ob der Co­ro­na-Lockdown Aus­wir­kungen auf die Fanbindung hatte.

Was sind die zen­tra­len Er­geb­nisse der Be­fra­gung der BVB-Fans?

Wir haben mit einer ganzen Reihe von Fragen un­ter­sucht, welchen Stellenwert der Fußball im All­ge­mei­nen und der BVB im Besonderen vor und wäh­rend der Pan­de­mie hatte. Wie erwartet war der Stellenwert vor der Pan­de­mie sehr hoch und ist wäh­rend der Pan­de­mie abgesunken. Die Zustimmungswerte für den BVB waren al­ler­dings sowohl vor als auch wäh­rend der Pan­de­mie deutlich höher als für den Fußball im All­ge­mei­nen. Es existiert also eine engere Beziehung der BVB-Fans zum BVB als zum Fußball im All­ge­mei­nen. Bei­spiels­wei­se haben nur 0,6% der Be­frag­ten geantwortet, dass sie nach der Pan­de­mie nicht wieder ins Stadion gehen wol­len. Ebenso gaben nur 2,6% der Dauerkarteninhaber*innen an, dass sie da­rü­ber nach­den­ken, die Dauerkarte abzugeben – diese Wer­te sind sehr niedrig. Interessant wäre es herauszufinden, ob die Bindung zum Fußball im All­ge­mei­nen nach der Pan­de­mie wieder steigt und das Niveau vor der Pan­de­mie er­reicht.

Wer ist befragt worden?

Alle Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber*innen sind zwischen Ende März und An­fang April 2021 per E-Mail zur Teil­nah­me an der Be­fra­gung aufgerufen worden. Zusätzlich haben wir alle Vorsitzenden der offiziellen Fanclubs in deutsch­sprachigen Ländern gebeten, den Befragungslink an ih­re Mitglieder weiterzuleiten. Die Grundgesamtheit in dieser Gruppe kön­nen wir nur schätzen und deshalb die Rücklaufquote hier nicht exakt angeben, in den erstgenannten Gruppen aber schon. Diese lag bei den Vereinsmitgliedern bei 17,2% und bei den Dauerkarteninhaber*innen bei 25%. Das sind für einen empirischen Sozialforscher traumhafte Quoten – solch einen Datenschatz findet man selten in der empirischen Sozialforschung. Die her­vor­ragen­den Rücklaufquoten, die auch ein großes In­te­res­se­ der Fans an der Thematik offenbaren, sollten auch andere Bundesligavereine ermutigen, ähn­liche Befragungen durch­zu­führen.

Hatten Sie in Ihrer For­schung bereits vorher Berührungspunkte zum Fußball?

Meine Hauptforschungsgebiete sind die Organisations- und Hochschulforschung. Aus der Sicht der Or­ga­ni­sa­tions­for­schung habe ich u.a. auch den Wandel der Organisationsformen der Fußballvereine, die Organisation der Fußball-Ligen, die Ver­tei­lung der Fernsehgelder sowie die soziale Ungleichheit in der Bundesliga analysiert. Bei letzterem The­ma kann gezeigt wer­den, dass Geld Tore schießt und ins­be­son­de­re die Gelder, die in der Champions League verdient wer­den, die Differenz der in einer Saison erzielten Punkte erklären. Allerdings gibt es jede Saison einige wenige Ausreißer in beide Richtungen: Vereine, die mit geringen Spielergehältern überproportional viele Punkte wäh­rend einer Saison erzielen und Vereine, die mit hohen Gehältern ver­gleichs­wei­se wenige Punkte erzielen. Dies kann als gutes bzw. schlechtes Management in den jeweiligen Vereinen interpretiert wer­den.

Darüber hinaus trage ich auf der Website fussball-forschung.de seit fast 20 Jah­ren sozial­wissen­schaft­liche Beiträge auch von Kolleginnen und Kollegen zu­sam­men.

Webseite fussball-forschung.de